Wie kamen Sie zu Ihrem Ehrenamt in der Bahnhofsmission?
Mit meiner Frau war ich beim Tag der offenen Baustelle in Stuttgart. Es war bitterkalt und wir haben uns am Stand der Bahnhofsmission aufgewärmt. Dort habe ich mit Ehrenamtlichen ein interessantes Gespräch geführt und mich gleich in diesem Moment entschieden, hier ehrenamtlich zu arbeiten.
Was sind Ihre Aufgaben in der Bahnhofsmission?
Ich begleite junge Menschen mit Handicap aus der Nikolauspflege, hole sie am Busbahnhof ab und bringe sie zu ihrem Zug. Das sind junge Menschen aus ganz Deutschland, die hier in Stuttgart im Internat in der Schule und in der Ausbildung sind und am Wochenende nach Hause zu ihren Familien fahren. Wenn sie am Sonntagabend wieder zurück kommen, passiert das gleiche in umgekehrter Reihenfolge. Außerdem helfen wir Menschen beim Umsteigen von Gleis zu Gleis, die sich das selbst nicht alleine zutrauen und wir halten uns am Bahnhof auf, um ansprechbar zu sein, wenn jemand in Not ist oder Hilfe braucht. Dafür bekommt man auch ein gutes Auge und daher sprechen wir auch selbst Menschen an, die Hilfe brauchen. Besuchern die in unsere Räumlichkeiten kommen bieten wir eine Kleinigkeit zum Essen, kalte oder warme Getränke und einen Platz zum Ausruhen an. Wir sind in engem Kontakt zu vielen anderen sozialen Einrichtungen in Stuttgart und vermitteln Menschen, die in Not sind oder einen besonderen Bedarf haben, an diese weiter. So zum Beispiel wenn jemand dringend einen Platz zum Übernachten sucht.
Warum engagieren Sie sich bei der Bahnhofsmission?
Die Bahnhofsmission ist für alle Menschen, die am Bahnhof Hilfe brauchen, da. Egal ob sie 1.Klasse fahren oder auf der Straße leben. Wir sind breit aufgestellt und das finde ich gut. Man lernt hier den Umgang mit unterschiedlichen Charakteren und sich in kritischen Situationen zu positionieren. In der katholischen Kirche bin ich bereits ehrenamtliche tätig, wollte aber auch noch etwas Anderes machen, ich wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben. Was in der Bahnhofsmission auf mich zukommt, wusste ich damals nicht. Es ist gut, dass es zunächst Hospitanz Tage gibt, an denen man mit einem erfahrenen Ehrenamtlichen mitgeht. Dieses Ehrenamt fordert eine gewisse Resilienz, es ist nicht immer friedvoll und man kann auch an emotionale Grenzen kommen, aber das hat mich nicht davon abgehalten.
Was motiviert Sie bei Ihrem Ehrenamt?
Die jungen Menschen aus der Nikolauspflege die ich begleite, beeindrucken mich sehr. Sie haben eine spürbare Lebensfreude, sie sind so offen und planen ihr Leben. Ihre Handycap hält sie da nicht auf und diese Lebensfreude nehme ich immer gerne auf. Zur Bahnhofsmission kommen oft Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Das macht mich ungeheuer dankbar, dass ich in einer sicheren Welt lebe mit einem Dach über dem Kopf und einem warmen Bett. Diese Dankbarkeit ist mir sehr bewusst, weil es viele Menschen gibt, die das nicht haben. Die Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen hier sind alles sehr engagierte und tolle Menschen, mit denen ich gerne zusammenarbeite.
Was wünschen Sie sich für die Bahnhofsmission?
Ich wünsche mir, dass wir noch viele motivierte Ehrenamtliche bekommen, dass sich mehr Menschen für dieses Ehrenamt interessieren. Die Bahnhofsmission ist eine wichtige Anlaufstelle für Menschen in Not.
Was muss man können, um in der Bahnhofsmission zu arbeiten?
In der Bahnhofsmission taucht man in eine andere Welt ein, mit der man sonst nicht so in Berührung kommt. Darauf muss man sich einlassen können. Teilweise wird man mit schlimmen Schicksalen konfrontiert. Damit muss man umgehen können, man braucht auch Flexibilität und natürlich Teamfähigkeit.
Was bedeutet Ihr Glaube Ihnen persönlich?
Der Glaube bedeutet für mich mit Werten zu leben und Teil einer Gemeinschaft zu sein, mit der ich gern zusammen bin.