Dort hat Hänle einiges vor: „Ich möchte in Stuttgart-Möhringen Räume eröffnen, in denen wir Menschen mit Gott in Berührung kommen.“ Der aus der Nähe von Welzheim stammende 50-Jährige engagierte sich bereits als Jugendlicher in seiner alten Heimat und ist seit mehreren Jahren in St. Hedwig in Möhringen ehrenamtlich aktiv – als Erstkommunionbegleiter, in der Taufkatechese, im Kinderkirchteam und im CVJM. Ein Infotag zum Ständigen Diakonat brachte den passionierten Trompeter 2018 auf die Idee, Diakon zu werden. „Das war die Initialzündung, mich auf diesen Weg rufen zu lassen“, berichtet er.
Für Dannecker war der Auslöser ein Gespräch mit Stadtdekan Christian Hermes, der ihm vor vielen Jahren einmal die Möglichkeit des Diakonats eröffnete. „Das war keine Entscheidung wie für ein Hobby oder eine berufliche Tätigkeit“, berichtet der Wirtschaftsanwalt und Honorarprofessor an der Universität Heidelberg. Es sei eine über die Jahre immer größer gewordene Gewissheit gewesen, sich in der Kirche mit einer neuen Qualität und Intensität engagieren zu wollen. „Ich habe letztlich so etwas wie einen Ruf gespürt“, bekennt der 59-jährige Stuttgarter, der aus einer katholischen Familie in Stuttgart-Feuerbach stammt und nun neuer Diakon in der GKG Stuttgart-Mitte ist.
„Ursprünglicher Sinn von Kirche hat hohe Aktualität“
„Ich bin froh, dass wir aus unserer Gemeinde mit Christian Hermes, Sr. Nicola Maria und Johanna Beck drei hoch engagierte Mitglieder des Synodalen Weges haben“, sagt Dannecker. „Der ursprüngliche Sinn von Kirche hat für mich hohe Aktualität. Denn die Botschaft Jesu führt uns bis heute unmittelbar in die Wirksamkeit in dieser Welt, ins Diakonische und in die Nächstenliebe.“ Der Jurist schätzt die Rolle der Kirche realistisch ein: „Klar ist für mich, dass die Kirche heute im Religiösen und in der Gesellschaft keinen Exklusivitätsanspruch mehr haben kann. Wir sind eine von vielen gesellschaftlichen Gruppen, und der Respekt vor den andersdenkenden und glaubenden Menschen ist elementar.“
Dannecker wie Hänle fühlen sich der Katholischen Kirche tief verbunden. „Sie ist ein Ort des Heils und der Erlösung“, davon ist Dannecker überzeugt. „Ich sage dies bewusst in einer Zeit, in der viele die Kirche nur noch mit Missbrauchsskandal, überkommenen Strukturen und Männerwirtschaft in Verbindung bringen. Das sind alles Themen von hoher Brisanz, um die wir uns kümmern müssen.“ Auch in Hänles Leben besitzt die Katholische Kirche trotz aller Krisen, die sie zu bewältigen hat, einen kaum zu überschätzenden Stellenwert: „Sie bietet mir einen reichen Schatz an Traditionen und Riten im Glauben und ist für mich spirituelle Heimat, wo ich meinen Glauben in der Gemeinschaft leben kann, wo immer in der Welt ich gerade bin.“
Stichwort: Diakon
Das Wort „Diakon“ stammt aus dem Griechischen und heißt „Diener“. Jahrhundertelang war der Diakonat in der römisch-katholischen Kirche lediglich eine Zwischenstation zur Priesterweihe. Beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) wurde das Amt des Ständigen Diakons eingeführt, zu dem auch verheiratete Männer geweiht werden können. Damit besteht der Diakonat als eigenständige Stufe der Hierarchie neben dem Bischof und den Priestern. Ständige Diakone dürfen taufen und predigen, nicht aber die Messe lesen oder Beichte hören. Die Frage des Diakonats der Frau ist seit Jahrzehnten ein Streitthema.