Sr. Birgit Biegel:
Die Bahnhofsmission in Stuttgart besteht seit über 115 Jahren in ökumenischer Trägerschaft. Sie ist täglich geöffnet. Um dieses Angebot sicherzustellen, werden die 10 in 8-Stunden-Schichten arbeitenden Hauptamtlichen von rund 50 ehrenamtlich Tätigen unterstützt.
Wir helfen Reisenden beim Ein-, Aus- und Umsteigen auf den langen, häufig sich verändernden Wegen im und um den Bahnhof, bei Bedarf auch mit unserem Rollstuhl. Freitags und sonntags sind sehbehinderte Schüler und Auszubildende der Nikolauspflege auf dem langen Weg zwischen Bus und Zug auf unser Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen angewiesen. Mit dem Angebot „Bahnhofsmission Mobil“ werden Kinder oder Menschen, die sich eine Bahnreise allein nicht zutrauen von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Bahnhofsmissionen im Nahverkehr kostenlos in den Zügen begleitet. ( bm-mobil-bw@bahnhofsmission.de )
Wir sind - bei genügend Personal - präsent am Gleis und im Bahnhofsbereich, um spontan Hilfe leisten zu können.
Die Bahnhofsmission ist eine niederschwellige Anlaufstelle, ohne Anmeldung, anonym, egal welcher Herkunft und Religion. Wir unterstützen Menschen in sozialer oder seelischer Not mit Auskünften, einem Gespräch, der Weitervermittlung an Hilfseinrichtungen. Oder einfach einer Tasse Kaffee oder Tee, einer Notration, notwendiger Kleidung, einem Schlafsack. Es kann sein, dass wir Stunden mit der momentanen Notlage eines einzelnen Gastes beschäftigt sind. Für manche Gäste sind wir ein regelmäßiger Bezugspunkt.
Die geheizte Wärmebank vor der Bahnhofsmission und der frei zugängliche Gabenzaun sind beliebte Anlaufpunkte. Am 2. Samstag im Monat verteilen wir warmes Mittagessen für rund 50 Personen, gespendet von der Sikh-Gemeinde.
Ein Schwerpunkt der Stuttgarter Bahnhofsmission ist die Vermittlung in das vielfältige soziale Hilfenetz von Caritas, Diakonie, Stadt und anderen Organisationen. In Krisensituationen arbeiten wir mit der Polizei und dem Krisen- u. Notfalldienst zusammen.
Es kommen Menschen, vorwiegend aus Südosteuropa oder weiteren Ländern, die Arbeit suchen, denen versprochener Lohn nicht bezahlt, Papiere und Unterkunft entzogen wurden, andere nächtigen draußen, sammeln Pfandflaschen, betteln, um zu überleben.
Wir geben Informationen oder vermitteln an Fachstellen und seelsorgerliche Dienste. Über die Polizei kommen Asylsuchende, wenn sie Hilfe und Orientierung benötigen.
Selten kommt es zu Gesprächen über Gott, Religion, zu einem Gebet. Unsere „Sturmengel“ aus Holz sind da ein gerne angenommenes Symbol für die tröstende, heilende und schützende Nähe Gottes. Kein Tag verläuft wie der andere. Das macht den Dienst in der Bahnhofsmission interessant. Wir sind offen für neue Ehrenamtliche, die sich dieser spannenden Aufgabe stellen wollen. Ganz wichtig ist, dass wir uns im Team gegenseitig stützen und ergänzen, neben den täglichen Übergabegesprächen, monatlichen Dienstbesprechungen auch durch regelmäßige Supervisionsangebote. Unser Team ist eine wahrscheinlich selten anzutreffende Mischung von jung, älter, unterschiedlichsten Berufen, Herkunft, Lebenswegen, Ansichten, Interessen, Begabungen, Religionszugehörigkeit, Sprache. Uns verbindet das gemeinsame Ziel, Menschen am Bahnhof zu helfen. Da, wo wir dies nicht oder nur sehr begrenzt können, und glauben wir, dass Gott die Menschen begleitet und unterstützt auf ihren oftmals schwierigen Wegen durchs Leben.
Wie kam ich als Vinzentinerin zu dieser Aufgabe?
Ende 2016 wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, in der Bahnhofsmission Stuttgart zu arbeiten. Dieser Dienst an den Armen einer Großstadt hat mich als zutiefst vinzentinische Aufgabe angesprochen und so habe ich am nächsten Tag mein Ja dazu gesagt. Die vergangenen 7 Jahre waren teils sehr fordernd, sei es die Coronapandemie, der Krieg in der Ukraine, die ständigen Veränderungen am Bahnhof und die Zumutungen der Großbaustelle um nur einige zu nennen. Trotzdem erfüllt mich dieser Dienst weiterhin, ich spüre auch meine Grenzen. Ich glaube und hoffe, an diesem Platz meine mir geschenkten Fähigkeiten einbringen zu können. Gerne bin ich in Kontakt mit interessierten Menschen, auch durch Führungen für Gruppen.
Kontakt: stuttgart@bahnhofsmission.de
Mein Vorbild, unser Ordensgründer Vinzenz von Paul, sagte schon vor fast 400 Jahren: „Gott wird denen seine Hilfe nicht versagen, die auf ihn hoffen und sich für seine Sache einsetzen. Er versäumt nie, das Seine zu tun, wenn wir das Unsere getan haben.“
Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie uns, Menschen in Not zu unterstützen. Spendenkonto: DE11 6005 0101 0002 830027 bei der BW Bank, Stichwort: Bahnhofsmission Stuttgart